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ISBN 978-3-940640-30-7

unschuldig schuldig


von Hans-Joachim Schmidt
DIN A 6, ca. 186 Seiten.
Preis: 9.90 Euro
*inkl. Mwst. zzgl. Versandkosten
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Inhalt "unschuldig schuldig" :

Verhaftung

Den ganzen Tag regnete es schon, das war unter anderem ein Grund, warum wir uns im Bauwagen aufhielten. Bei diesem saumäßigen Wetter konnte man wirklich nicht mehr arbeiten. Man sah die Hand vor Augen nicht, so dicht war der Regen. Zudem waren wir alle bis auf die Haut durchgeweicht. Hin und wieder hörte man ein: "Scheiße, Misst", und auch ein "Aua". Irgendwann erbarmte sich der Vorarbeiter und lies uns die Arbeit einstellen. Zu unserem erstaunen hat er schon eine große Kanne Kaffee für uns gekocht.
Ein zweiter, schrecklicher Grund war, ein Kollege wurde von rutschenden Schlammmassen, in einer Baugrube begraben, wie lange er da drunterlag, konnten wir nicht festmachen. Er fehlte einfach im Bauwagen. Unser Vorarbeiter ist sofort ausgerastet und wir schossen wie von den Taranteln gestochen auf das Baufeld zurück.
Alle schrieen durcheinander, bei dem Krach hätten wir auf keinen Fall ein Hilferuf von unserem Kollegen hören können, so es dann gegangen wäre. Irgendwann fiel einem die eingestürzte Grube auf. Dank eines beherzten und kontrollierten Einsatzes, konnte unser Kollege schnell und ohne große Verletzungen befreit werden. Vorarbeiter und Bauleiter sind deswegen mächtig zusammen gerasselt. Es grenzte an einer handfesten Schlägerei.
Keine der Baugruben, in denen wir arbeiteten, war abgestützt oder gesichert worden. Außerdem sollten immer zwei Leute an einer Grube arbeiten, und wenn einer den Arbeitsort verließ, durfte keiner in der Grube alleine weiter machen. Es war bekannt, dass Bauholz und Schalbretter fehlten, um die Baugruben zu sichern, auch in den oberen Etagen. Eigentlich hatte ich vorgeschlagen, jedem, der in der Grube arbeitet eine Presslufthupe, wie sie beim Fußball von Fans mitunter angewendet werden, mitzugeben. Aber genau dieser Bauleiter sagte: "Wir sind nicht zum rumalbern hier, hier wird gearbeitet.
"Wieso sagst du so was," fragte ich ihn, "als ich im Gleisbau arbeitete, da hatten die Sipos, also die Sicherheitsposten, auch so etwas, und immer wenn ein Zug im Anrollen war, betätigte dieser Sipo diese Hupe und wir wussten, dass wir das Gleisbett verlassen mussten."
"Misst," sagte er, "hier kommt kein Zug."
Ich glaube, der hatte vor lauter Sparmaßnahmen, den Sinn meines Anliegens nicht gerafft, schließlich ging es um unsere Sicherheit. Unser Vorarbeiter wollte schon Tröten holen, von seinem Geld, aber wir waren dagegen. Wir entschieden uns etwas langsamer und kontrollierter zu arbeiten.
Was dabei raus kam, sah man ja jetzt. Manchmal habe ich mich schon gefragt, warum ich diese beschissene Arbeit überhaupt mache, ich habe einen guten Beruf gelernt. Aber man verdient kein Geld damit, jedenfalls nicht so viel, dass man eine vierköpfige Familie ernähren kann. Das war es auch, was mich die völlig verblödete Arbeit machen ließ.
Ein Krankenwagen hat unseren Kollegen ins Krankenhaus gebracht, er sträubte sich zwar, aber unser Vorarbeiter bestand darauf, sozusagen als Dienstanweisung.
Mitten in diesem Durcheinander kam auch schon die Polizei. Alle dachten, sie kommen wegen des Arbeitsunfalls.
Einer der Polizisten sprach mit dem immer noch wütenden Bauleiter und nach einer Weile zeigte der Bauleiter auf mich.
Ruhig, fast gelassen, traten die beiden Beamten auf mich zu und fragten nach meinem Namen.
Als das geklärt war, zeigten sie mir ihre Marke und eine richterliche Verfügung.
Ruck Zuck hatte ich Handschellen um meinen Handgelenken.
Auf meine Fragen bekam ich keine Antworten. Einer der Bediensteten riss mich förmlich in sein Auto.
Der Feierabend ist gerettet, dachte ich mir.
Ohne Umschweife verbrachte man mich zunächst in die Untersuchungshaftanstalt. Dort bekam ich trockene Sachen und durfte mich sogar waschen.
Na schick dachte ich, Essen und Unterkunft frei Haus. Es war ein scheiß Gefühl, wieder hier zu sein. Eigentlich wollte ich diese Mauern nie wieder von innen sehen. Da ich aber schon mal hier bin, wollte ich das Beste daraus machen.
Einige grüßten mich, weil sie mich aus anderen Inhaftierungen kannten.
Dann kamen die üblichen Sprüche, wie: "Wer
einmal aus dem Fressnapf fraß....."
Irgendwann fand ich für derartige Geistesblitze kein Verständnis mehr. Den Kalfaktor mussten man in die Ambulanz verfrachten. Armer Kerl, dachte ich, aber so ist das Leben, hätte der seine Fresse
gehalten, hätte er seine nächsten Mahlzeiten nicht lutschen müssen.
Gott sei Dank hatte dieser Ausrutscher keine Konsequenzen für mich. Ein bisschen Tabak und eine Entschuldigung von mir haben ihn seine Schmerzen lindern lassen. Nach seinen eigenen Aussagen habe er sich auch Ungeschick angestellt und sei gestürzt. Obwohl er von den Schließern zur Wahrheit angehalten wurde, denn sie hätten gesehen was passierte, blieb er bei seiner Aussage.
Später dann, sagte der Kalf: "Ich hätte dich nicht gleich so anmachen müssen, zumal ich weiß, wie du reagieren kannst."
Abends gab es wieder mein hier gewohntes Abendbrot, Schmalzstullen und Tee mit Hängolin, natürlich auch mit Zucker, sonst hätte man diese Brühe nicht trinken können. Hängolin soll den Sexualtrieb hemmen. Was es genau ist, weiß ich nicht, aber es heißt bei uns nicht umsonst so.
Schon am nächsten Morgen hatte ich volles Programm, Verhör mit Überstunden.
Das waren Typen, gekleidet wie zwei der Straße, nicht dass die Klamotten kaputt waren, nein das nicht, aber sie waren mistig. Der eine roch regelrecht nach Kotze, nach Babykotze, würde ich meinen.
Kann natürlich sein, dass sie vorher einen Einsatz auf der Müllkippe hatten.
Und genervt haben die mich, was die Jungs nicht alles wissen wollten. Zum Beispiel, was ich in dem Zeitraum von März 97 bis August 98 gemacht habe. Sie gaben dabei aber keine konkreten Tage an, "einfach erzählen", sagte einer.
"Woher sollte ich jetzt noch wissen, was ich zu jener Zeit gemacht habe, einige Anhaltspunkte wären für mich schon sehr hilfreich", erwähnte ich.
Jetzt gingen auch noch meine Zigaretten aus und keiner hatte welche bei.
"Damit", so sagte ich, "müsst ihr euch alleine unterhalten, ich bin nicht mehr dabei."
Da klopfte doch dieser Schrank mit der Faust auf dem Tisch, und wenn ich richtig gesehen habe, sind ihm einige Brocken Kotze aus dem Ärmel gefallen.
"Was soll denn das," fragte ich, "war das ein Temperamentsausbruch, machen sie das zu Hause bei ihrer Frau und den Kindern auch so?"
Das brachte diesen Koffer in Wallungen, sein Kollege versuchte, wedelnd an seinem rechten Arm, ihn zu beruhigen.
Das Verhör war somit beendet.




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