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zurück - Leseprobe - Rezensionen - weitere Bücher von Teddy Matthau


ISBN 978-3-940640-37-6

Seltsame Geschichten


von Teddy Matthau
Taschenbuch, ca. 128 Seiten.
Preis: 9.90 Euro
*inkl. Mwst. zzgl. Versandkosten
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Inhalt "Seltsame Geschichten" :

Sznycel, frytki i salatka

... "Einmal Sznycel mit Frytki und Salatka, bitte!" sagte ich also zu der Bedienung und war gespannt auf ihre Reaktion. Sie nickte kurz und notierte etwas auf ihrem Block. "A cos do picia?" (Und was möchten Sie trinken?) Ich erschrak. Mit einer Gegenfrage hatte ich nicht gerechnet. Aber es konnte sich eigentlich nur um eine Beilage handeln, vielleicht eine regionale Spezialität. Also nickte ich vorsichtig und antwortete mit leicht fragendem Unterton "Ja?" (Ich?) Sie lächelte, nickte mir zu und sagte kurz und knapp: "Tak!" (Ja!) Von meinem Wochenendausflug nach Bornholm wusste ich, dass Tak danke heißt. Es ist ja auch nicht weiter erstaunlich, dass sich Dänisch und Polnisch ähnlich sind, denn ohne die Ostsee wäre Bornholm ja praktisch Polen. Vielleicht war es ja früher auch so. Früher, als es die Ostsee noch nicht gab.

Sie hatte also meine Bestellung aufgenommen und sich bedankt. Trotzdem blieb sie an meinem Tisch stehen und lächelte mich an, was mich einigermaßen verunsicherte, denn ich würde mich vom Typ her als eher durchschnittlich einschätzen und außerdem war sie sehr viel jünger als ich. Ich fühlte mich geschmeichelt. Um die Konversation wieder anzukurbeln, entschloss ich mich, nach der Toilette zu fragen. "Entschuldigen Sie bitte, wo kann man hier austreten?" erkundigte ich mich mit glasklarer Aussprache, und verdeutlichte meinen Wunsch durch entsprechende Gestik, wie Kniezusammendrücken, Schulterzucken und Zeigen auf die kleine Tür neben der Theke. Aber sie schien mich nicht zu verstehen. Deshalb präzisierte ich meine Frage mit den Worten: "Ich ...pipi ....wo? Da?" Jetzt reagierte sie: "Piwo? Woda?" (Bier? Wasser?) "Wo? ....da?" wiederholte ich und zeigte noch einmal auf die Tür. Ihr Blick wurde neugierig. "Szklanka wody?" (ein Glas Wasser?) Ich war angenehm überrascht. Ob ich schlanker geworden bin, wollte sie wissen? Dabei hatte ich gerade in den letzten Wochen ein paar Kilo zugelegt, aber das konnte sie ja nicht wissen. Ich zuckte mit den Schultern und lächelte verlegen.

So sehr mir diese Unterhaltung gefiel, wollte ich jetzt doch erst auf die Toilette und stand auf. Sie nickte mir aufmunternd zu und begleitete mich. Kurz vor der Tür blieb sie stehen, griff ein Glas von einem Tablett auf der Theke und zeigte es mir. "To jest szklanka." (Das ist ein Glas) Ich war verwirrt. "Zur Toilette?" fragte ich noch einmal nach und zeigte dabei wieder direkt auf die Tür. Sie nickte. Also nahm ich das Glas und verschwand durch die Tür in einen schmalen Gang. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Sollte es in diesem geheimnisvollen Land tatsächlich so strenge Hygienevorschriften geben, dass man vor einem Restaurantbesuch eine Urinprobe abgeben musste? Muss jeder Gast zuerst zur Untersuchung oder werden nur Stichproben gemacht? ...

 

Schlimme Erinnerungen

... "Zurückbleiben!" rief eine pampige Stimme und ich hechtete mit letzter Kraft in den Zug. "Endlich in Sicherheit!" nuschelte ich einem fiesen Typen neben der Tür zu. "Guten Tag! Bitte mal die Fahrtausweise zur Kontrolle!" antwortete er ohne nennenswerte Mimik. Ich beachtete ihn nicht weiter und ließ mich schnaufend auf den ersten freien Platz fallen, aber er schien seinen Plan nicht aufgeben zu wollen und folgte mir. "Bitte mal die Fahrtausweise zur Kontrolle!" wiederholte er fehlerfrei seinen Standardspruch mit identischem Tonfall. Ich versuchte ruhig zu bleiben. "Tickets please!" schnauzte er mir jetzt etwas unfreundlicher entgegen, um mich sofort anschließend mit einer weiteren Kostprobe seiner Sprachkenntnisse zu überraschen: "Spiek ju not Dschörmen?" Ich lächelte, um mich selbst unter Kontrolle zu halten. Jetzt winkte er seinen bärtigen Kollegen heran. "Gibt's Probleme?" fragte der und setzte einen Gorillablick auf. "Der Penner will sich wohl mit uns anlegen." antwortete sein Kollege gleichgültig. Das war zuviel für mich.

"Du liebst mich nicht! Du hast mich nie geliebt!" schrie ich den Gorilla an, was sein Kollege neugierig zur Kenntnis nahm. "Warum tust du mir das an?" - "...kennt Ihr Euch?" fragte der Kollege vorsichtig, was dem Gorilla wohl ziemlich peinlich war, besonders als ich nachlegte: "Hast du denn nicht gemerkt, wie viel du mir bedeutest?" - "Sind Sie im Besitz eines gültigen Fahrtausweises?" versuchte der Gorilla das Ganze zu überspielen. "Besitz? Hast du Besitz gesagt? Was willst du mir damit sagen? Es geht um Liebe, verstehst du? Um wahre Liebe." Der Gorilla drehte sich nervös zu seinem überraschten Kollegen und flüsterte mit zittriger Stimme: "Wir haben uns noch nie gesehen, ok?" - "Jetzt bin ich also schuld, dass wir uns so wenig gesehen haben, ja? Soll ich dir mal was sagen? Wir hätten reden sollen, verstehst du? Reden!" - "Am Besten, wir steigen am nächsten Bahnhof erst mal mit aus, oder?" fragte der sichtlich verunsicherte Gorilla und warf einen verstohlenen Blick in die Runde der interessierten Fahrgäste. "Aussteigen? So einfach machst du dir das also, ja? Willst mich einfach wegschmeißen, weil du keinen Bock mehr hast! Ich fasse es nicht! Das hätte ich nicht von dir gedacht!" ...

 

Das Foto

... forderte einen sofortigen Baustopp am Dorfbahnhof. Wegen der besonders in den Sommermonaten unerträglichen Geruchsbelästigung hatte man beschlossen, die Toiletten unter das alte Bahnhofsgebäude zu verlegen. Jetzt also sollte der Bau gestoppt werden, weil man befürchtete, es könnte sich um eine Brutstelle der letzten noch lebenden "Getüpfelten Kräuseljagdspinnen" handeln. Der Amtsvorsteher wollte sofort den gesamten Amtsausschuss zusammenrufen. Nach der peinlichen Diskussion um die Änderung der Satzung der Gemeinde über die Abwälzung der Abwasserabgabe für Kleineinleiter konnte er sich keinen neuen Skandal mehr leisten.

Die Sitzung des Amtsausschusses endete ohne Ergebnis, denn zwei Mitglieder waren Anwohner des Bahnhofs und die zweite Stellvertreterin des Amtsvorstehers und Schriftführerin war an Röteln erkrankt. Man wollte eine Schlichtungsstelle anrufen. Die Parteilosen Linken hängten ein mahnendes Plakat mit der Aufschrift "Auch DU könntest die letzte Spinne sein!" am Bahnhofs-Fahrradständer auf, was jedoch sofort vom Amtsvorsteher wieder entfernt wurde. Noch am gleichen Abend meldete sich der französische Spinnenforscher Jean-Claude Araignée bei der Kleinanzeigenaufnahme des Amtsblattes und erklärte, dass eine ostafrikanische Abart der getüpfelten Kräuseljagdspinne nachts schlafende Tüpfelhyänen beißen würde. Ohne diese Spinnen würden sich möglicherweise in Äthiopien die Tüpfelhyänen ungehindert vermehren und könnten dann theoretisch über Vorderasien gefährliche Krankheiten bis nach Europa einschleppen.

Der Amtsvorsteher war von der Situation überfordert und trat zurück. Seine Aufgaben übernahm vorübergehend die Kindergartenleiterin Frau Müller, die sofort per Email sämtliche Ministerien in Berlin informierte und ihren Text gleichzeitig bei Facebook veröffentlichte. Zwei japanische Fernsehteams waren die ersten, die ihre Satellitenanlage am Bahnhof aufbauten. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsamtes erklärte, dass zwar der gefährliche "Gemeine Hasenschnupfen" durch Tüpfelhyänen auch auf Menschen übertragen werden könnte, betonte aber gleichzeitig, dass es derzeit kein Anlass zur Sorge gäbe. Das Ministerium hätte die Lage unter Kontrolle.

Am Montag erschien ein Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Schniedel" mit brisanten Enthüllungen aus der Gesundheitsbehörde: Der einzige verfügbare Impfstoff gegen den gemeinen Hasenschnupfen war in Deutschland nicht zugelassen. Zwar versuchte man mit Hochdruck, eine Gesetzesänderung zur Vereinfachung der Zulassung noch vor der Sommerpause des Bundestags durchzupeitschen, jedoch befanden sich die Sachverständigen für Hasenerkrankungen fast ausnahmslos bei einem Kongress auf einem Kreuzfahrtschiff im Indischen Ozean. Die Europäische Gesundheitsbehörde EuGeSuBeHö warnte vor einer Pandemie. An der tschechischen Grenze erschoss ein Förster einen Hund mit getüpfelten Beinen. Niemand wusste genau, wie ernst die Lage wirklich war. Viele Menschen belächelten die allgemeine Hysterie, aber die von der Supermarktkette Feinkost-Waldi angebotenen Gasmasken waren bereits nach wenigen Stunden ausverkauft.

Dann der Schock: Bei einer Hausfrau in Schleichbeutlingen an der Würmlau wurde spontane, aggressive Verblödung festgestellt, möglicherweise hervorgerufen durch den Hasenschnupfenvirus. Der Hyazinth-Wäckerle-Weg wurde unter Quarantäne gestellt. Sämtliche Hasen und sonstigen Kleinnager vom Ufer der Würmlau bis zum Fahrradladen an der nächsten Ecke müssten getötet und zur Sicherheit radioaktiv bestrahlt werden. Der Apothekerverband bemängelte, dass der eilig aus der Schweiz importierte Impfstoff trotz eingeschweißter Ampullen nach Emmentaler stinken würde. Polen bot Impfstoff zum halben Preis an, doch der Gesundheitsminister warnte vor Billigimporten, da es zu unvorhersehbaren Nebenwirkungen kommen könnte. ...



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Rezensionen


Rezension von Leseratte:


Endlich ein neuer Teddy! "Sznycel, Frytki i Salatka" habe ich mir schon im Theater Coupé angesehen - einfach göttlich! Nachdem ich diese Geschichte selbst gelesen habe, habe ich (wie sooft bei Teddy Matthau) noch viele schöne Details entdeckt. Ein weiterer Leckerbissen, den ich auch schon im Coupé gehört hatte, ist "König Blauzahn". Es geht um technische Geräte und deren Kommunikation via Bluetooth. Und das natürlich mit der scheinbar grenzenlosen Phantasie Teddy Matthaus in eine wunderbare Geschichte gepackt. Ich könnte noch endlos weiter schwärmen, denn wie immer bei Teddy Matthau sind alle Geschichten echte Unikate und jede einzelne verdient ein dickes Lob! Und obendrauf gibts in diesem Buch auch noch wunderbare Gedichte. Das ist neu bei Teddy Matthau und sie haben mich überzeugt. Insgesamt ist das Buch ein rundum gelungenes Werk, das ich vorbehaltlos jedem empfehlen kann!

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